Eye-Poetry #5 – Eine Krone für die Herzenskönigin

Diesen Monat kommt meine Umsetzung der Eye-Poetry etwas später als gedacht.
Wie auch die letzten Male habe ich einige Zeit über das Gedicht nachgedacht. Dies war die lyrische Herausforderung:

Die Königin
 
Ich hab dich zur Königin ernannt.
Größere gibt es, größer als du.
Reinere gibt es, reiner als du.
Schönere gibt es, schöner als du.
 
Doch du bist die Königin.
 
Wenn du durch die Straßen gehst,
erkennt dich keiner.
Niemand sieht deine Krone aus Kristall, niemand schaut
den Teppich aus rotem Gold,
den jeder Schritt von dir betritt,
den Teppich, der gar nicht da ist.
 
Und wenn du erscheinst,
rauschen alle Flüsse
in meinem Körper auf, rütteln
die Glocken am Himmel,
und ein Hymnus erfüllt die Welt.
 
Nur du und ich,
nur du und ich,
meine Liebe,
hören ihn tönen.
 
Pablo Neruda

Von Anfang an hat mich die Krone angesprochen und so habe ich geschaut, wo in meinem Alltag überall Kronen auftauchen. Weit gefehlt, wenn man diese nur auf dem Kopf von Königen und Königinnen vermutet. Gasthäuser und Hotels schmücken sich beispielsweise auch damit, und auch Schlösser führen sie als schöne Zier. Auch stellen sie sich sehr unterschiedlich dar, diese Kronen – in Form und Farbe. Gelb und Gold gibt es in vielen Schattierungen.

Außerdem sah ich vor meinem inneren Auge immer wieder eine von Kinderhand gezeichnete Königin. Mit der Herzenskönigin im Gedicht hatte sie einiges gemeinsam. Auch sie liebevoll, beliebt und geliebt, aber ihr lächelnder Mund war nicht genormt und konnte mit keiner Bewertungsskala vermessen werden. Sie lacht, dass einem warm ums Herz wird, aber ob sie einen Schönheitswttbewerb gewinnen würde, das wäre sicherlich von den Bewertungskriterien  abhängig.

In meinem Fundus befindet sich auch eine Krone, keine wertvolle, sondern Dekoration aus recyceltem Material. Diese habe ich genommen und experimentiert.

Mit einem Ausschnitt aus dem Papierwald und dem Rosengarten der Herzenskönigin habe ich sie vielfältig vermustert.

Vielen verschiedenen Variationen, eine Krone für jeden Tag der Woche.

               

Eine davon habe ich dann genommen und weitergearbeitet.

Eine Krone für die Herzenskönigin. 


Auch dieses Mal bin ich wieder erstaunt, was sich während des Entstehungsprozesses entwickelt hat und was am Ende entstanden ist. Zwar habe ich die ganze Zeit bewusst daran gearbeitet, und doch hat sich manches eigenständig entwickelt. Manche Ideen habe ich umgesetzt, manches blieb gedanklicher Ausgangspunkt.

Danke für dieses Gedicht, liebe Andrea.

Viele Grüße,
Angelika

 


Das war mein Beitrag zur Eye-Poetry # im Juni 2017, einem Projekt von Andrea auf Holunder, dort kann man sich von weiteren Umsetzungen inspirieren lassen.

Von Angelika

2 Kommentare

  1. Was für ein spannender Prozess! Der Weg über die Kronen auf Kinderbildern ist gut, denn die haben auch noch geistige und entwicklungspsychologische Hintergründe. An Deiner Krone begeistert mich das Vielschichtige – die Natur, das Wort, die Farbe, die Struktur, – einfach genial!
    Ja, die wäre Nerudas Königin wahrlich würdig!
    So fein, dass Du wieder teilgenommen hast!
    Liebe Grüße
    Andrea

  2. Ich hab’s gemacht wie du, und nicht geschaut, solange ich nicht selber fertig war… Nun bin ich hier und freue mich, wie das eine Motiv dich angezogen und zu genauem Schauen kreativem Tun gereizt hat, toll! Lieben Gruß Ghislana

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