Eye-Poetry #4 – Der Sturm und seine Folgen

Es ist der 15. Mai, Zeit für die „Eye-Poetry“ und das war diesen Monat die Inspirationsquelle:

„Hin und wieder hat das Schicksal Ähnlichkeit mit einem örtlichen Sandsturm, der unablässig die Richtung wechselt. Sobald du deine Laufrichtung änderst, um ihm auszuweichen, ändert auch der Sturm seine Richtung, um dir zu folgen. […]

Und wenn der Sandsturm vorüber ist, wirst du kaum begreifen können, wie du ihn durchquert und überlebt hast. Du wirst auch nicht sicher sein, ob er wirklich vorüber ist. Nur eins ist sicher. Derjenige, der aus dem Sandsturm kommt, ist nicht mehr derjenige, der durch ihn hindurchgegangen ist. Darin liegt der Sinn eines Sandsturms.“

Haruki Murakami („Kafka am Strand“)

Ein Sandsturm im Leben, der, egal wohin ich mich wende, mitzieht, mich sozusagen verfolgt.
Ich musste an Hiob denken, bei dem ein „Hiobsbotschafter“ nach dem anderen auftauchte. Während der eine noch sprach, kam schon der nächste. Stürme ich Leben, ja, das kenne ich auch. Aber so penetrant, als ob der Sturm einem an den Versen kleben würde?


Zuerst habe ich nachgeschlagen, was wikipedia zum Thema Sandsturm zu sagen hat.
Staub-/Sandsturm
Staub- und Sandsturm waren in einem genannt und dabei handele es sich um Staub- oder Sandteilchen. Diese werden durch sehr starken Wind in die Höhen gewirbelt. Von vorne kann dieser Staub- oder Sandsturmes durchaus wie eine breite, hohe Mauer aussehen.


Das kann es durchaus geben, dass Dinge im Leben vor einem stehen wie eine Mauer. Man sieht keinen Weg und hat keine Ahnung, wie man daran vorbei oder darüber kommen kann. Zuerst wollte ich eine Geschichte schreiben, nur Worte, sonst nichts. Dann hatte ich immer mehr Ideen, wie ich diesen Text optisch gestalten und in Szene setzen könnte.
Als ich dann angefangen habe, kam etwas ganz anderes dabei heraus. Das ist etwas, was ich auch immer wieder faszinierend finde, dass man zwar eine Idee im Kopf hat, mit der man auch beginnt, diese Idee dann aber Schritt für Schritt ihr Eigenleben entwickelt.

Immer wenn ich an diesen Verfolger-Sturm dachte, musste ich an Spiralen denken – und so habe ich angefangen diese einfach mal zu malen. Verschiedene Sturmspiralen, als Start und als Lockerungsübung, mehr sollte es eigentlich nicht werden.

Diese wollten aber nicht nur als Malprobe enden und haben sich durchgesetzt, der Verfolger-Sturm eben, ….

   

Also habe ich sie weiterbearbeitet.

  

…. und plötzlich haben mich die Sturmspiralen sehr an die Blüten von Rosen erinnert. Und siehe da, sie sahen textilen Rosen, die ich in meinem Archiv hatte, doch auffallend ähnlich.

Deshalb habe ich davon noch ein paar Varianten angefertigt und die Sturmspiralen und die Rosenblüten miteinander vermustert und farblich variiert.

Zum Schluss kam eine Rosenwiese heraus, die mich übrigens sehr an eine Patchworkdecke erinnert.

Der Rosenwiese habe ich dann noch den letzten Schliff gegeben.

Und so denke ich, passiert im Sturm das, was Haruki Murakami beschreibt.

Der Sturm ist heftig, und wenn er vorbei ist, weiß man gar nicht wie man es da durch geschafft und auch noch überlebt hat. Und doch hat der Sturm nicht nur die Kraft zu schwächen, sondern er hat außerdem sehr viel Veränderungspotential. Das kann durchaus ein langer Weg sein und viele Schritte und lange Weg-Abschnitte beinhalten. So lange man sich darin befindet, bläst einem der Wind ins Gesicht, vielleicht ist man der Verzweiflung nahe und denkt, man schafft es nicht. Aber wenn der Sturm vorbei ist, ist der Boden für Neues vorbereitet.

„Darin liegt der Sinn eines Sandsturms.“
Haruki Murakami („Kafka am Strand“)

Nun bin ich auf eure Umsetzungen gespannt.
Viele Grüße,
Angelika


Das war mein Beitrag zur Eye-Poetry # im Mai 2017, einem Projekt von Andrea auf Holunder, dort kann man sich von weiteren Umsetzungen inspirieren lassen.

Von Angelika

7 Kommentare

  1. Liebe Angelika, da hat dein Sturm eine wirklich wunderbare Metamorphose durchgemacht. Deine Interpretation dazu gefällt mir auch sehr gut! Du hast wirklich in Bild und Wort eine eigene Geschichte aus dem Sturm gezaubert, eine sehr tröstende und Hoffnung tragende!
    Die Farben des aus dem Sturm entstandenen Rosenquilt ist so schön, man möchte sich drin einhüllen.
    Liebe Grüße
    ANdrea

  2. Sehr schön! Mir gefallen besonders die Collagen, bei denen Rosen & Spiralen die gleiche Größe haben. Und mir sagt zu, dass bei dir der rote Farbton dazu kommt.
    LG
    Astrid

  3. …dein Sturm ist in einem Kasten gefangen, liebe Angelika,
    da kann am Ende ja nur so etwas Schönes wie diese Rosen raus kommen…schön gemacht,

    liebe Grüße Birgitt

  4. Die Vermusterung ist ja toll, Angelika. Vor allem die Wirbel und wie unterschiedlich sie wirken und interpretiert werden. dAs könnte ich mir sehr gut auf Stoff genähmalt vorstellen! LG. Susanne

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