Eye-Poetry #1 – Schnee-Decke

Schon Mitte Januar hat Andrea auf ihrem Blog „Holunder“ zur Eye-Poetry eingeladen, und ich wusste gleich: „da will ich mitmachen“. Am 15. eines Monats postet Andrea ein Gedicht, Zitat oder ein kurzes Stück Prosa und gibt einen Monat Zeit, um einen persönlichen kreativen Weg und Zugang zum Gedicht finden, sich ihm zu nähern, zu interpretieren und in eine andere, eigene Form zu gießen. Sofort hatte ich Ideen gesponnen, … über die Umsetzung ist dann aber doch einige Zeit ins Land gegangen.


Im Januar war folgendes Gedicht die Inspirationsquelle:

 „Ob der Schnee wohl die Bäume und Felder liebt, dass er sie so zärtlich küsst? Und dann deckt er sie schön warm zu, weißt Du, mit einer weißen Decke; und vielleicht sagt er, ‚Legt Euch schlafen, ihr Lieblinge, bis der Sommer wieder kommt.'“

„I wonder if the snow loves the trees and fields, that it kisses them so gently? And then it covers them up snug, you know, with a white quilt; and perhaps it says, ‚Go to sleep, darlings, till the summer comes again.‘ „


Lewis Carroll in Alice’s Adventures in Wonderland & Through the Looking Glass


Mitte Januar, als die Challenge gestartet hat, war es draußen ja sehr kalt. Für mich hat das Gedicht die Außentemperatur widergespiegelt und es hat mich gefroren. Mitte Januar war es mir teilweise zu kalt um spazieren zu gehen und bei der Vorstellung, dass der Schnee die Bäume zärtlich küsst und schön warm zudeckt, hat es mich noch mehr gefroren. Jedes Mal, wenn ich das Gedicht erneut gelesen habe, hat es mich ebenfalls erneut gefroren. Welcher Widerspruch: eiskalter Schnee wärmt die Bäume. Und doch hat mich das Gedicht nicht mehr losgelassen. Immer wieder bin ich an der weißen, wärmenden Schnee-„Decke“ hängengeblieben.

An einem dieser klirrend kalten Tage, bin ich morgens im Nordschwarzwald über eine Höhenfläche gefahren. Strahlend blauer Himmel, eine mittelhohe geschlossene Schneedecke, klare Luft, gestochen scharf und die Bäume waren von eiskaltem Schnee und Reif überzogen. Das Gedicht von Lewis Carroll war leibhaftig um mich herum. Am liebsten wäre ich ausgestiegen und durch diese Winterlandschaft gelaufen, aber an diesem Morgen konnte ich dieses Winter-Gedicht nicht einmal per Foto einfangen. Einige Tage später, ein ähnliches Bild in der untergehenden Abendsonne.

Ursprünglich hatte ich die Idee, das Gedicht in verschiedenen Skizzen auf Papier umzusetzen. Nun habe ich es per Foto gemacht. Verschiedene Filter eingesetzt, Collagen erstellt, wieder gefiltert. 

   
Gold-Gelb-Schwarz glitzernder Schnee.

 
In eine Collage gegossen und mit Filtern und Farben gespielt.


Die Bäume schlummern unter der wärmenden Schnee-Decke und geniessen die Ruhepause.


Wenn der Schnee schmilzt und wieder zu Wasser wird, wird die Sonne die Bäume aufwecken und mit neuem Leben füllen.


Das war mein Beitrag zur Eye-Poetry #1, einem Projekt von Andrea auf Holunder

  1. Das ist wirklich eine spannende Idee, die Du wunderbar umgesetzt hast. Interessant ist die Art Deines Vorgehens. Entstanden ist eine Fotoserie, die ich mir gerahmt an der Wand vorstellen kann.
    Danke für Deine Teilnahme!
    Liebe Grüße
    Andrea

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