*Gelesen – Der Sommer der Wildschweine

Anfang Januar bin ich auf das Buch aufmerksam geworden. Wie, das weiß ich beim besten Willen nicht mehr. Die Beschreibung klang interessant und erschien mir ein guter Ausgleich zur theologischen Fachliteratur zu sein. Doch in beinahe allen Stadtteilbüchereien war es ausgeliehen und in die sehr entfernt gelegenen wollte ich mich dann doch nicht aufmachen. Deshalb geriet das Buch etwas in Vergessenheit. Letzte Woche kam es mir wieder in Erinnerung und ich habe es kurzerhand vorbestellt. Freitags lag die Benachrichtigung im Briefkasten, Samstags habe ich es geholt und gelesen und gelesen und ausgelesen.

„Der Sommer der Wildschweine“ von Birgit Vanderbeke.*

Eigentlich ganz unspektakulär. Milan und Leo fahren nach Südfrankreich in den Urlaub. Das erste Mal seit langer Zeit. Bereits vor und während der Reise erhält man alle, ebenso unspektakulären, Informationen die man benötigt, um die Details zu verstehen und den roten Faden zu erkennen. Den gibt es nämlich tatsächlich, auch wenn man feststellt, dass man sich bereits in der Mitte des Buches befindet, die Handlung aber scheinbar immer noch nicht begonnen hat. Oder doch?

Wie gesagt, alles unspektakulär. Alltag, mehr oder weniger. Gedanken, ausführlich, verschlungen, erklärend, vielsagend. Wie das Leben eben so spielt, mehr oder weniger. Vom Auf und Ab im eigenen Leben, dem Leben der Kinder, anderer Familienmitglieder, der Nachbarn und Geschäftspartner. Liebevoll, ironisch, gesellschaftskritisch. Und man nickt beinahe fortwährend, ich jedenfalls. Ja genau, so ist es, so war das auch bei mir. Ich bin in die Erzählung eingetaucht und eigene Erinnerungen wurden mit verflochten. Sicherlich liegt das auch an meinem Alter und meiner eigenen Biografie. Sicherlich aber auch am Schreibstil. Schachtelsätze, die sich über mehrere Zeilen ziehen, einen vom Hundertsten ins Tausendste führen, alles Notwendige und Unspektakuläre mitnehmen und zum Schluss doch den ganzen Bogen spannen, können durchaus ein Stilmittel sein. Nicht in wissenschaftlichen Ausarbeitungen, aber hier einfach köstlich. Wenn man es mag.

Wenn man es nicht mag, hält man dieses Buch sehr wahrscheinlich nicht aus, kriegt sicher schon bald die Krise und beendet die Lektüre vermutlich relativ zügig. Aber wer keine Angst hat in den Spiegel zu schauen und sich auf sehr unterhaltsame und doch kritische Art und Weise mit dem eigenen Leben, den persönlichen Gewohnheiten, dem Konsumverhalten unserer globalen Welt und anderen, oft unausgesprochenen Wahrheiten, auseinander zu setzen, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen.

Unspektakulär und alltäglich, oder doch nicht? Ein Buch zum lebendig werden und bleiben. Ich hatte es ruckzuck gelesen und war enttäuscht, dass der Lesegenuss so schnell vorbei war. Ich bin noch ganz beschwingt, deshalb vielleicht auch der Schreibstil dieser Rezension. Als nächstes werde ich auf jeden Fall schauen, was die Bücherei noch an Büchern von Birgit Vanderbeke hat.

*Birgit Vanderbeke. Der Sommer der Wildschweine. München, Zürich: Piper, 2014.


Dieser Artikel ist keine Werbung, sondern eine persönliche Rezension von mir.
Und wenn Caro und Bine von der lesenden Minderheit demnächst die erste 2015er Link-Party machen, dann nehme ich das Buch auf jeden Fall mit.

Das Cover habe ich übrigens aus rechtlichen Gründen nicht abgebildet. Man geht ja meistens davon aus, dass der Verlag nichts dagegen haben könne wenn man das Buch abbildet, da das ja sozusagen Werbung ist. Das stimmt, aber der Verlag musste die Rechte an den Coverfotos einkaufen und kann diese nicht einfach abbilden wo er will und er kann diese Bildrechte nicht einfach weitergeben. Wenn der Verlag selbst das gesamte Cover irgendwo abbildet, gilt dies als Bildzitat. Wenn ich das Cover abbilde, trifft das nicht unbedingt zu und es könnte sein, dass ich (im Zweifelsfall) die Rechte für das Coverbild nachlizisieren müsste. Ich arbeite ja in einem Verlag und unsere Illustratoren dürfen aus diesem Grund zur Eigenwerbung auf ihrer Webseite nur einzelne Inhalte abbilden, an denen sie die Rechte haben, aber nicht das Cover, da sie für das Coverfoto keine Rechte eingekauft haben.

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