Über meiner Wohnung befindet sich ein Dachboden. Ein Teil davon gehört mir und deshalb ist in meinem Flur eine Luke, die man öffnen und eine Leiter herunterlassen kann.
In den letzten Jahren haben sich auf dem Dachboden immer wieder einmal Schwalben verirrt. Wie sie dorthin kommen weiß ich nicht, aber sie liegen dann von oben auf der Luke und flattern, was sich wie ein Scharren anhört.
Gestern hatte sich nun wieder einmal eine Schwalbe verirrt und inzwischen weiß ich genau wo ich nachschauen muss. Ganz vorsichtig habe ich die Luke geöffnet und heruntergezogen, und da lag sie. Da ich sie recht schnell gehört hatte, war sie noch in einem ziemlich fitten Zustand und ist direkt ins Schlafzimmer zum Fenster geflogen und wollte hinauszufliegen. Aber das Fenster war nur gekippt und die Scheibe hat sie daran gehindert. Schnell wollte ich ihr helfen, damit sie sich nicht an der Scheibe verletzt.
Aber so einfach ging das Fenster nicht zu öffnen, denn dort standen einige Blumentöpfe. Also musste ich diese erst auf die Seite räumen und schauen, dass die Schwalbe dabei auch keinen Schaden erleidet. Als alles Hinderliche auf die Seite geräumt war, konnte ich das Fenster immer noch nicht öffnen. Denn die Schwalbe saß auf dem Fensterbrett und flatterte. Wenn ich das Fenster einfach aufgemacht hätte, hätte ich sie gequetscht oder vielleicht zerquetscht.
Also musste ich sie doch in die Hand nehmen, damit sie keinen Schaden erleidet, wenn ich das Fenster öffne. Ich bin Vogelexperte und mir schien, dass es unbekannt für sie war, hatte aber den Eindruck, dass sie trotzdem kaum Angst hatte. Nach einigen Momenten war das Fenster geöffnet und ich konnte auch die Hand öffnen. Die Schwalbe sass noch einen kurzen Moment auf meiner Handfläche, hat geschaut und ist dann in die Freiheit geflogen.
Vorhin musste ich denken, dass es mir oft genau so geht. Wie die Schwalbe bin ich in einer unangenehmen, beängstigenden, gefährlichen Situation.
Aber mit der Befreiung aus der konkreten mißlichen Lage bin ich noch lange nicht frei. Vielleicht sehe ich sogar den Weg und fliege los. Aber trotzdem ist da etwas was mich hindert, was ich vielleicht gar nicht sehen kann, wie die Scheibe, aber sie ist im Weg. Und Gott scheint sie nicht zu beseitigen, denke ich. Doch, tut er, aber alles was im Weg steht, muss er erst auf die Seite räumen. Und als alles weggeräumt ist, kann er den Weg immer noch nicht frei machen, weil ich selbst im Weg sitze und er mich dabei zerquetschen würde. Dann muss er mich erst selbst aus dem Weg nehmen, um den Weg frei machen zu können. Das kommt mir dann manchmal sehr lange vor und ich wundere mich, warum Gott nichts tut. Das ist aber nicht so, aber er sieht nicht nur die Scheibe, er sieht auch alles andere, was erst noch beseitigt werden muss, und beseitigt dies. Erst dann ist der Weg frei.
Gedanken von Angelika Lindner am heutigen Sonntag
Ja, das kenne ich…. Sowas passiert gerne mal, wenn unsereiner mit dem Kopf durch die Wand will. Und gar keine sieht. Und trotzdem ist sie da. Menno. Voll blöd. Und wieso räumt Gott sie bitte schön nicht weg? Na… ganz einfach…. weil wir einfach ein paar Schritte nach rechts gehen könnten, dann würden wir sehen warum und wie es weitergeht…. 😉
Wir hatten mal einen tollen Jugendgottesdienst zum Thema „Wir machen den Weg frei“… darin kamen ganz ähnliche Gedanken vor.
Liebe Grüße vom
LandEi